ATTERGAU - BUCH 2
FAMILIE BUCHSTÄTTER
FAMILIE SCHACHL / SIX
WIENERROITHER - GESCHÄFT
***************************************
F A M I L I E B U C H S T Ä T T E R
Das Geschäftshaus der Familie Müllner in der Römerstraße.
Bereits seit 1900 ist die spätere Familie Buchstätter mit St. Georgen stark verbunden. Die Großmutter
von Manfred Buchstätter, der mit seiner Familie am Kalvarienberg wohnte, stammte aus der Steiermark.
Sie arbeitete bei der Gräfin Kottulinsky im Schloss Kogl als Beschließerin (Haushälterin), ihr Mann war
Gärtner. Das Paar bekam drei Kinder, doch starb der Ehemann sehr früh. Die Frau, nicht versorgt wie
heute, war nun gezwungen, ihre Kinder in ein Heim nach Graz zu geben.
Nur Tochter Frieda konnte da bleiben, da sie vom Ehepaar Müllner aus St. Georgen aufgenommen wurde,
das selber keine Kinder hatte.
Die Müllners betrieben eine Gemischtwarenhandlung in St. Georgen und Frieda wuchs in jenem Haus auf,
in dem sich das Geschäft befand.
Dieses Gebäude, (heute Haus Pachler/Hemetsberger) war ein Doppelhaus, das einst zwischen die tiefer
gelegene Wildenhager- und die höher gelegene Römerstraße gebaut worden war. Im unteren Teil des Hauses
befand sich die Gemischtwarenhandlung, ein Getreidespeicher war in der oberen Hälfte, also im ersten Stock
über dem Geschäft, untergebracht. Sowohl Gemischwarenhandlung als auch Getreidespeicher verfügten über
einen eigenen Eingang.
Wareneingangsbuch mit Beginn 1928
Frieda verbrachte also ihre Jugend und Schulzeit in St. Georgen. Nachdem sie erwachsen geworden war und
Matthäus Buchstätter geheiratet hatte, zog sie mit ihm nach Gosau, wo sie ein Geschäft in Pacht betrieben,
dessen Vorbesitzer in Konkurs gegangen war.
Eigentlich hatten sie das Geschäft der Pflegefamilie Müllner in
St. Georgen übernehmen wollen, aber der Ziehvater hatte damals andere Pläne, so dass dieses Vorhaben zu
diesem Zeitpunkt nicht klappte.
Doch schon kurz darauf, im Jahre 1929, sollte die junge Familie Buchstätter nach St. Georgen zurück
kehren. Nachdem in der Familie Müllner einige Todesfälle zu beklagen waren, gab es niemanden mehr, der für
das Geschäft zuständig gewesen wäre.
So übernahm die Familie Buchstätter den Betrieb in Pacht - aus Müllner wurde Buchstätter.
Das Geschäft blieb von 1930 bis 1939 an diesem Standort, die Wohnung der jungen Familie lag darüber, in
den Räumen des ehemaligen Getreidespeichers.
Ehepaar Buchstätter mit erstem Kind Das müsste der Eglsee in Lohen sein.....Fam. Buchstätter
Frieda bekam insgesamt sieben Kinder, als jüngstes 1938 Manfred, von dem diese Geschichte erzählt wurde.
Sehr leicht dürften es die Geschäftsinhaber nicht gehabt haben, denn gegenüber "Evangelischen", die sie
waren, blieb man in der Bevölkerung auf Distanz.
Familie Buchstätter mit sechs ihrer Kinder
Viel los in der Römerstraße, vor dem Geschäft Buchstätter
Oben an der Kalvarienberg Kirche, Bild Buchstätter
Man verlegte 1939 das Geschäft ins sogenannte Desinger- oder Bangerl- Haus, in dem heute die Apotheke
untergebracht ist. Der geräumige Laden befand sich in der rechten Seite des Hauses, die Familie bewohnte
Räume sowohl im Erdgeschoß, als auch im ersten Stock. Die Apotheke wurde 1950 auf der linken Seite,
neben dem Buchstätter - Laden eingerichtet.
Familie Buchstätter vor neuem Geschäft
Frieda Buchstätter
Gemütlich gemacht hat es sich Frau Buchstätter, rechts im Bild...
Frieda Buchstätter übergab in den 60er Jahren den Betrieb an ihren Sohn Manfred und dessen Frau.
1963 erneuerte Manfred den Betrieb komplett, passte ihn an die Erfordernisse der Zeit an und es entstand
ein sehr moderener Selbstbedienungsladen.
Manfred Buchstättert in seinem Laden.
1972 kam es dann zur endgültigen Schließung.
Ein bemerkenswertes Detail soll hier noch erwähnt werden:
Als Manfred Buchstätter den letzten Eintrag in sein Wareneingangsbuch - von seinen Eltern 1928 (siehe Bild
weiter oben) begonnen hatte - machte, war er auch beim Buch auf der letzte Seite angelangt.
******************************************
F A M I L I E S C H A C H L
***
Die Stixin hat jeder gekannt!
"Gmoa Rumpelhausen" mit Rosa Stix, Theatergruppe von St. Georgen i.A.
Rosa Stix, in der Mitte Rosa mit ihren drei Mädchen
Mit dem Bericht von Marianne Schachl erkunden wir vor allem das Gebiet des unteren Marktes. Das Gebäude,
dessen Bewohner hier beschrieben werden, ist das Göschl-Weber Haus, in dem ab 1750 für lange Zeit Weber
und Leinweber lebten.
Die Großeltern von Marianne Schachl, die Familie Stix, erwarben das Haus, und Frau Stix und ihr Bruder bauten
es wahrscheinlich um. Außerdem wurde eine Gärtnerei aufgebaut (spätere Gärntnerei Haberl) und nebenher
noch eine Landwirtschaft mit 8 Joch, 3 Kühen und einem Ross betrieben.
Da das Ehepaar Stix kinderlos blieb, nahmen sie Rosa, ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft, bei sich auf.
Rosas Mutter war im Kindbett gestorben und ihr Vater dem Alkohol zugeneigt. Die insgesamt 5 Kinder wurden von
den Beamten des Gemeindeamtes kurzerhand auf verschiedene Häuser aufgeteilt, wie es damals üblich war.
Zwei der Mädchen konnten noch nicht einmal lesen und schreiben, sie mussten schon mit 10 Jahren als Kinds-
madeln oder ähnlichen Arbeiten ihr eigenes Einkommen bestreiten.
Rosa war 1900 geboren worden. Mit Ihrer Ziehmutter Stix, die nachher einen Schachinger heiratete, erwartete sie
kein glückliches Schicksal. Diese war "keine Feine" ihr gegenüber. Am Hof fiel ständig schwere Arbeit an und dabei
musste Rosa fest mit anpacken. Sie hatte kein leichtes Leben in dieser Familie, zu einer allgemein schwierigen Zeit,
in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen.
Trotzdem fand Rosa noch Zeit zum Theaterspielen,und sie bekam meistens die Hauptrollen bei der Gmoa
Rumpelhausen, wo sie viele Jahre mit großer Begeisterung mitwirkte. Theater war damals etwas, das vom
schweren Leben ablenkte und ein wenig Fröhlichkeit in den Alltag brachte.
Rosas Partner waren meist der Lumpi Karl (spätere Glaserei Lumpi) und der Seidl, damals noch junge Männer.
In den folgenden Jahren lernte sie ihren Mann kennen, heiratete ihn und hieß ab nun Rosa Resch. Sie bekam 3
Töchter die alle im Haus der Großmutter Stix aufwuchsen.
Auch die Töchter von Rosa mussten von klein auf mitarbeiten, eagl ob auf dem Feld, im Haus oder in der Gärtnerei.
Das war einfach so. Das gespannte Verhältnis zwischen Frau Stix und Rosa sollte sich auf ihre Töchter übertragen.
Wenn die Kinder einmal in der Laube spielten und Spaß hatten, beschwerte sich die Großmutter mit:
"Häm, häm, jetzt han scho wieda die Luadadirndln do!"
Ganz unberechtigt sei die Bezeichnung nicht gewesen, so Marianne Schachl, da sie und ihre beiden Schwestern
die Großmutter, die schlecht hörte, wohl auch manchmal ärgerten.
Elternhaus Stix
Mutter Rosa Resch und Töchter Mariannes Erstkommunion
Die Hälfte von Mariannes Schulzeit fiel in die Jahre des Zweiten Weltkrieges, wegen Fliegeralarm mussten
die Kinder oft die Klassenzimmer verlassen und in den Keller gehen, worunter der Unterricht natürlich litt,
deshalb mussten sie
später ein Jahr wiederholen. Vor und während des Krieges unterrichteten weltliche Lehrer oder Lehrerinnen,
nach dem Krieg waren es Nonnen.
Damals ging die Volksschule noch über acht Klassen, dann "stand man aus" wie es hieß. Es gab zwar bereits
Hauptschulen, doch vor allem in städtischen Ballungszentren. In St. Georgen war das Gebäude der Hauptschule
erst in Planung und es sollte noch Jahre dauern, bis es fertig gebaut war.
Klasse von Marianne, mit Nonnen + Pfarrer Baumgartner Beim "Kind`sn" mit Freundin (Frau Brandl)
Am Sonntag holte man sich damals beim "Schwoagern" ein "Häubel Bier". Schwoagern hieß der Wirt in der
Kurve, dann Gasthof zum Schiff, hatte auch eine Fleischhauerei dabei und war dann lange Gasthof Schnur.
Trank man das Bier nicht beim Wirt, so schickte man die Kinder oder die Frau mit einem Krügel hin, um einen
kühlen Schluck zu holen.
Etwas Besonderes war für die Mädchen auch die jährliche Fahrt mit den Eltern nach Nußdorf zu Verwandten.
Erst ging es mit dem Zug nach Attersee, danach mit dem Dampfer weiter nach Nußdorf. Das war eine kleine
Weltreise für die Kinder, man war den ganzen Tag unterwegs.
Links im Bild das kleinere Gebäude war Schmied Hana, später Papier Schneeweiß
Regelmäßig ging man zum Schmied, um das Ross und Zugtier zu beschlagen. Einmal war das der Hana vom
oberen Markt ( dann lange Papier Schneeweiß), danach war der Hana Schmied dort wo Auto Baumann die
Firma hatte. Aber dann ging man wieder zu einem anderen Schmied, je nachdem, mit wem
man gerade Geschäfte laufen hatte.
In Mariannes Jugend floss noch der Mühlbach, der beim Bergmair von der Dürren Ager abgeleitet wurde und von
Mühlen und Sägewerken genutzt wurde, durch den unteren Markt. Zwischen den Bäumen spannte sich eine kleine
Brücke über diesen Bach, gerade groß genug, dass ein Fuhrwerk darüber fahren konnte.
Die in St. Georgen einquartierten amerikanischen Soldaten im 2. Weltkrieg, fingen aus dem Mühlbach Fische, wie
Marianne sich erinnerte. Aber nicht mit der Angel, sondern mit Granaten, diese warfen sie in den Bach und holten
dann die toten Fische heraus.
Grün = Dürre Ager, Blau = Mühlbach
Ein Grasstreifen vor den neu erbauten Wohnblöcken, dem Schachl-, und Hauke-Haus erinnert noch
an das schon lange still gelegte Gewässer.
Von der Gärtnerei wurde in früherer Zeit, so ab 194 auch die Lungeheilstätte in Thalham mit Gemüse
beliefert. Allerdings hatte Marianne immer ein ungutes Gefühl, wenn sie fahren musste, weil die
Tuberkulose ansteckend war. Lieber war es ihr schon, wenn Ludwig Tremmel von der Heilstätte
mit dem Ross und Wagen zur Gärtnerei kam und die Kisten mit Waren abholte.
Als Marianne 28 Jahre alt war, starb ihre Mutter Rosa im Alter von 64 Jahren. Alle drei Töchter von
Rosa heirateten, wobei eine der Schwestern im Haus mit der Gärtnerei blieb. Das Geschäft wurde
dann nach ihrem Mann auf Haberl umbenannt, allseits bekannt als Gärtnerei Haberl, die es aber
nun auch schon lange nicht mehr gibt. Sie befand sich gegenüber von Schwamberger/Baustoffhandel.
Josef Schachl, der Mann von Marianne, noch als Bursch mit einem Ochsen zugange.
Marianne heiratete Josef Schachl, der von einem Bauernhof auf dem Kronberg stammte. Sie bauten
gemeinsam ein Haus in der Nähe der Gärtnerei, denn Marianne wurde weiterhin im Betrieb gebraucht.
Sie lebten bis zu ihrem Ableben in in ihrem Haus, mit einem ihrer drei Söhnen und dessen Familie.
***************************************
W I E N E R R O I T H E R, ST.GEORGEN
Im Wandel der Jahre
***
Wienerroither um 1906
Ein Geschäft mit sehr weit zurückreichenden Wurzeln ist jenes der Familie Wienerroither an der Attergau-
Straße. Die angefügte handschriftliche Chronik und der Plan zeugen von der langen Geschichte des
Hauses. Sie beginnt im Jahr 1708, das Gebäude hat also eine mehr als 300 Jahre alte Tradition in St.Georgen.
Die daneben liegenden Grundstücke und Gebäude wurden ebenfalls mit einbezogen.
Anhand der Fotos von vergangenen Zeiten kann man die Beibehaltung des Charakters und des alten Stils des
Hauses beobachten, geändert haben sich im Großen und Ganzen meist nur die Fassadenfarbe und kleinere
äußere Details.
Im Geschäft konnte man außer Bekleidung auch noch Lebensmittel kaufen, die Trafik bestand auch schon lange.
Vergleich Bilder alt und neu, Impressionen Wienerroither-Haus
Vor einigen Jahren wurde von Familie Wienerroither das Nachbarhaus erworben, ein ehemaliges Schuhgeschäft.
Diese Haus hatte der damals verstorbenen Frau Hakala gehört. Vor dem Geschäft befanden sich ein alter Brunnen
und ein kleiner Garten.
Haus Hakala, jetzt Trafik Wienerroither
Man riss das alte Haus ab und erbaute an seiner Stelle eine Trafik im selben Stil wiue das daneben liegende Geschäft.
Im Zuge dessen wurde auch der Bereich zwischen den beiden Läden großzügiger gestaltet.
Karl Wienerroither junior ist der jetzige Besitzer, er hat den Betrieb von seinem Vater vor Jahren übernommen.
In den vergangenen Jahren gelang es ihm gemeinsam mit seiner Frau und Belegschaft, ein gediegenes
Modegeschäft draus zu gestalten.
Wienerroither heute
Wenn Sie weiter lesen möchten, bitte:
oder zurück Starseite, rechts Attergau-Buch 3 und so weiter