Jedes Jahr noch schneller vergeht die Zeit und Weihnachten steht vor der Tür!
Für mich prägte besonders eine Person diese stille, besinnliche Zeit besonders,
es war unsere Lehrerin von der zweiten bis vierten Volksschule. Frau Wascher!
Wir Schülerinnen liebten sie, besuchten die katholische Klosterschule, alle anderen
Klassen hatten Schwestern als Lehrkräfte, nur wir nicht, wir bekamen eine junge, bezaubernde Lehrerin!
Sie war wie ein blonder Engel, ich weiß auch, dass mein Vater sehr angetan von ihr war.
Ich sollte sie einmal um ihre Schuhgröße fragen, weil er ihr Schuhe kaufen wollte,
soviel ich mich erinnere, wurde es statt dessen dann eine Cremeschnitte vom Konditor
Gassner, es hätte sonst Probleme mit meiner Mutter gegeben.
Frau Lehrerin bereitete uns jeden Advent so wundervoll vor, dass man sich nur freuen konnte!
Wenn wir morgens vom meist längeren Schulweg durch Schnee, Eis und Regen nass und verfroren
in die Klasse kamen, dort bereits der Wärme ausstrahlende Kachelofen auf unsere nassen Sachen
wartete, empfing uns der Duft des großen Adventskranzes. Jeden Tag wurde eine oder schon
mehrere der Kerzen angezündet, wir sangen Weihnachtslieder und beteten darunter.
Draussen war es noch dunkel, drinnen begannen die Äpfel auf dem Kachelofen zu duften, wer einen
Apfel mit hatte, konnte den auf den Ofen legen.
Es gab keine Hektik, kein schnellschnell, wir Kinder lebten damals, es war so um 1957, in bescheidenen
Verhältnissen, was aber egal war, denn viel hatte niemand. Unsere Wünsche ans Christkind... da schrieb
niemand einen Brief, denn seltenst wurden die erfüllt. Ich weiß, dass ich mir öfter als einmal meine Nase
an den Schaufenstern der zwei Geschäfte platt gedrückt hatte, wegen der Puppen darin! Man sah außerdem
nicht viel, da die Scheiben meist rundherum zugefroren waren, musste Wärme dran hauchen und mit dem
Handschuh reiben, um etwas zu sehen. Also unsere Wünsche, wenn man Glück hatte bekam man es.
Oft langte es nur zu Gestricktem, ich war schon glücklich über ein Malbuch mit Stiften. Unsere Familie kriegte
damals noch Care Pakete aus den USA, mit für mich äußerst interessanten Geschenken, sowas hatte
niemand anderer, wie getrocknete Bananen oder einer Musikmaschine zum Kurbeln!
In der Schule hatte Frau Lehrerin den Gedanken uns Mädchen im Zaum zu halten, indem wir nach jedem
Tag, an dem wir bav waren, einen Strohhalm von einer Schachtel in die andere legen durften, was dem
Jesuskind in der Krippe ein weicheres Lager ermöglichen sollte. Und wie wir folgten! Man kann das nicht
mit heute vergleichen, wir waren so brave Kinder, einerseits von daheim auf folgsam gedrillt, tat der Nikolo
samt dem gefürchteten Krampus sein Bestes.
Damals hatte man noch Respekt, vor allem vor Eltern, auch besonders den Lehrern, wenn nicht, gab es Schläge.
Ich weiß noch, darüber sprachen wir natürlich, aber Kinder wurden verhauen, jeder tat das, man wusste, das war
so.
Zumindest ich besuchte die Schule während der 3 Jahre besonders gerne.
Und es gab ein Krippenspiel, ich war die größte der Klassen (immer!) durfte den bösen Wirt spielen, mit einer
Keramik Pfeife und einer Lederhose, in der man mir einen dicken Bauch stofte, hatte ich zu singen. Blöd war nur,
ich litt unter extremen Lampenfieber, konnte mir nichts merken, war verwirrt, ich weiß nicht mehr, wie es ausging.
Einmal spielten wir etwas mit Engeln, da ich gleich sieben Flanell Hemdchen in Pastelltönen hatte, fragte Frau
Lehrerin, ob sie die für Engel ausleihen könnte. Natürlich brachte diese Hemdchen eigenhändig mein Vati in die Klassen,
er hatte seinen weißen Mantel an, weil er in Thalham im Röntgen und Labor arbeitete. Es machte mächtig Eindruck
wenn er so erschien, ein großer Mann, fast wie ein Arzt!
Damals hatte ich Goldtaler zu verstreuen, ich erinnere mich, dass ich sie statt auf die Engel ins Publikum geschmissen habe
und weiters nicht mehr zu Weihnachtsspielen eingeladen wurde.
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Das Bild entstand ungefähr um 1958. Ich hatte da einen grauen Anorak an, den ich aus ganzem Herzen hasste!
Aber damals verkam nichts, Kleidung wurde aufgetrennt und neu verarbeitet, meine liebe Jugolawien-Omi
schneiderte daraus Pantoffel, mit dem Blatt vorne drauf! Wir hatten Trainingshosen an und Gummistiefel mit
Socken. Es war super, denn man rutschte sowohl drinnen, weil zu groß und aussen, weil ohne Profil.
Kleidung, insbesonders Schuhwerk kaufte man "Gross" damit wir schön reinwachsen konnten. Wenn es passte,
war das Stück meist schon kaputt, trotzdem gab man es an Geschwister weiter.